Simone Page empfiehlt: Olga

Bernhard Schlink beschreibt in seinem neuen Roman ein Frauenleben ausgehend vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts. Seine Figur "Olga" ist eher untypisch für diese Zeit, da sie sich immer wieder gegen viele Widerstände durchsetzt. Der Roman ist nicht nur Biographie und Liebesgeschichte sondern auch ein Stück Zeitgeschichte. Sowohl Bismarck, die Weimarer Republik und die Nazizeit kommen hier vor. Olga hat also vier Gesellschaftssysteme durchlebt. Wie so oft ist auch dieses Buch von Bernhard Schlink in drei Erzählstränge geteilt. Der erste Teil wird von Olga selber erzählt und wir begleiten sie  bis  nach Heidelberg, wo sie nach dem 2. Weltkrieg eine Anstellung bei einer Pfarresfamilie findet. Der zweite Teil geht dann bis über Olgas Tod hinaus ins 21. Jahrhundert und wird aus der Sicht des Sohnes der Pfarreresfamilie erzählt. Er hatte, ähnlich wie beim "Vorleser" ein Vertrauensverhälnis zu Olga. Im dritten Teil  findet eben dieser Sohn Briefe von Olga an ihren verstorbenen Geliebten Herbert, der von einer Arktisexpedition nie zurückkehrte. Erst mit den Briefen klären sich einge Dinge aus den anderen Teilen auf. Das überraschende Ende wird auch dadurch erklärt. Wie immer hat Bernhard Schlink eine prägnante, schnörkellose Sprache,die das Lesen zum Vergnügen macht.