Simone Page empfiehlt: Die geliehene Schuld

Berlin im Sommer 1949, die junge Bundesrepublik steht kurz vor ihrer Gründung. Die Redakteurin Vera Lessing hat während des Krieges ihre Famileie verloren. Sie will ganz neu anfangen und alles Vergangene vergessen. Ihr Jugendfreund Jonathan ist ihr dabei eine große Stütze. Bis zu dem Tag, an dem er durch einen mysteriösen Unfall ums Leben kommt.Vera will die letzte Recherche von Jonathan beenden. Die hat sich mit ehemaligen Kriegsverbrechern beschäftigt.Dabei trifft sie auf Marie, die im Stab von Konrad Adenauer als Sekretärin arbeitet. Beide begeben sich auf der Suche nach der Wahrheit in große Gefahr. Claire Winter schafft es, das der Leser sich sofort in die Zeit des Nachkriegsdeutschland versetzt fühlt. Es entsteht ein großartiger Mix aus Politikum, Liebesgeschichte und Vergangenheitsbewältigung. Auch die unrühmliche Rolle, die die Amerikaner, die katholische Kirche u.a. Organisationen beim Verschwinden von Kriegsverbrechern gespielt haben, wird hier gut aufgearbeitet. So ganz nebenbei geht es auch um den Aufbau des Vorgängers des BND in der Bundesrepublik der Organisation Gehlen, ermöglicht durch die Amerikaner mit Hilfe von eben solchen Altnazis wie Reinhard Gehlen.
Claire Winter hat hier meiner Meinung nach ihren bisher besten Roman geschrieben.