Tour de France von Kurt Stöpel

Tour de France
Ein Erlebnisbericht von der 'Grande Boucle' 1932
ISBN/EAN: 9783936973105
Sprache: Deutsch
Umfang: 188 S.
Einband: gebundenes Buch
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'Es ist eine tragische Nacktheit, das zerklüftete Felsgestein scheint uns angrinsen zu wollen. [.] Jetzt kann man nicht mehr in das violett schimmernde Tal hinabblicken. Die Wolken hüllen uns ein, als hätten sie Mitleid mit uns keuchenden Ameisen, die es gewagt haben, die Riesen der Bergwelt herauszufordern. Es ist nur ein Tasten, ein ungewisses Taumeln von einer Straßenhälfte zur anderen, dabei die Angst im Herzen, nicht zu nahe an den Abgrund zu kommen.' Wer so über die Tour de France schreibt, der muss sie selbst bestritten haben. So wie der Berliner Kurt Stöpel. 1932 lieferte er André Leducq, dem französischen Superstar jener Jahre, einen faszinierenden Zweikampf, gewann eine Etappe und fuhr als erster Deutscher ins Gelbe Trikot. Nur einer unerklärlichen Serie von Reifenpannen, einem Mangel an Teamunterstützung und dem unvorteilhaften Reglement hatte es Kurt Stöpel zu 'verdanken', dass es nicht ganz zum Sieg reichte. Eigentlich war er wohl der kompletteste Fahrer dieser Tour - im Hochgebirge ebenso stark wie im Sprint. Es sollte noch 64 Jahre dauern, bis ein Landsmann diese Leistung zu egalisieren wusste - Jan Ullrich. Jetzt endlich erscheint eine Neuauflage des Erlebnisberichts von der Tour 1932, mit dem Kurt Stöpel einmalige Einblicke in die 'heroische Ära' der Frankreich-Rundfahrt liefert: Die größte Geschichte eines Radrennfahrers von Weltrang, der auch als Literat ähnliche Klasse verriet wie im Wirbel der Pedale. Vieles in diesem Buch erscheint dem Leser wie ein Bericht aus einer fernen, unbekannten Zeit, manches wird ihm seltsam aktuell vorkommen: der völkerverbindende Charakter der Tour de France; die Kameradschaft und der Todesmut der Fahrer; die Intrigen und taktischen Scharmützel der Teammanager; die epische Unwetteretappe durch die Pyrenäen; der Belgier, der nach dem Griff zur 'schnellen Pulle' wie ein Wahnsinniger über Kopfsteinpflaster und durch das Ziel 'brettert'. Ein vollständiger Statistikteil, vielfältige Hintergrundinformationen zum Rennen und zu seinen Teilnehmern, zahlreiche weitere Augenzeugenberichte sowie viele Fotos im Großformat komplettieren diese Neuauflage. Und in einem Nachwort würdigt Helmer Boelsen, der Nestor unter Deutschlands Radsportjournalisten, den Rennfahrer und Menschen Kurt Stöpel über die Tour de France 1932 hinaus.
Als Jan Ullrich 1996 die Tour de France dicht hinter seinem dänischen Team-Kapitän Bjarne Riis als Zweiter beendete, erreichte den damals 22-Jährigen ein Glückwunsch-Telegramm aus dem Seniorenheim 'Hottengrund' in Berlin-Gladow. Absender: Kurt Stöpel. Der Tour-de-France-Zweite von 1932 gratulierte dem Tour-de-France-Zweiten von 1996. Mit heißem Herzen hatte der damals 88-Jährige am Fernsehschirm die Fahrt aufs Podium des jungen Mannes aus Rostock verfolgt. Endlich, nach einer fast endlosen Pause von 64 Jahren, hatte es ihm ein deutscher Rennfahrer nachgemacht. Bis dahin war Stöpel der bestplatzierte Deutsche in der langen Tour-de-France-Geschichte. Zunächst hatte Kurt Stöpel eine Karriere als Journalist bei United Press angestrebt. Nachdem er jedoch Traditionsrennen wie Berlin-Cottbus-Berlin, Rund um die Hainleite und Köln-Berlin als Amateur für sich entscheiden konnte, fasste er den Entschluss, Radprofi zu werden. In neun Jahren als Berufsfahrer erreichte er zahlreiche internationale Spitzenplatzierungen: Zweiter, Zehnter und Sechzehnter bei der Tour de France, Fünfter und Achter beim Giro d'Italia, Zweiter bei der Deutschland-Rundfahrt 1930 und Vierter bei der Straßenweltmeisterschaft im selben Jahr. 1934 gewann er die Deutsche Meisterschaft und Rund um Köln. Später arbeitete Kurt Stöpel als Dolmetscher und Taxiunternehmer. Zum Tour-Sieg konnte er Jan Ullrich 1997 nicht mehr gratulieren: Kurt Stöpel war wenige Wochen zuvor im Alter von 89 Jahren verstorben.