Mein Dante von Roberto Benigni

Mein Dante
Mit einem Vorwort von Umberto Eco
ISBN/EAN: 9783630621906
Sprache: Deutsch
Umfang: 222 S.
Einband: kartoniertes Buch
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Die hoch komische und heiß glühende Liebeserklärung an einen Klassiker der Weltliteratur Natürlich kennen Sie Dantes 'Göttliche Komödie'. Natürlich wissen Sie, dass sie zu den wichtigsten Texten unserer Kultur gehört, dass sie die ganze Welt umfasst, vor allem aber die Hölle und das Paradies noch dazu. Aber Hand aufs Herz: Haben Sie sie tatsächlich einmal gelesen? Macht nichts. Denn jetzt haben Sie die Gelegenheit, mit dem Schauspieler Roberto Benigni auf eine schaurig schöne Entdeckungstour durch Dantes ungeheuerlichen Kosmos zu gehen. Benigni ist seinem Dante verfallen. Und mit seiner maßlosen, hinreißend komischen und bewundernd respektlosen Liebeserklärung wird jeder Leser zum verzauberten Dante-Anhänger. Mit einem Vorwort von Umberto Eco.
Dante vortragen von Umberto Eco Laut De Mauro war der italienische Grundwortschatz, als Dante die Göttliche Komödie zu schreiben begann, zu sechzig Prozent herausgebildet und am Ende des Jahrhunderts, mit neunzig Prozent, nahezu vollständig. Das heißt, dass von den rund zweitausend Wörtern, die man auf jeden Fall braucht, um Italienisch zu sprechen und sich denen, die es sprechen, verständlich zu machen, mindestens tausendzweihundert bereits bei Dante zu finden sind. Für die Entwicklung Italiens als Nation ist dieses Phänomen allerdings als negatives Zeichen zu werten: Wenn nämlich das gesamte Volk, die Kaufleute, Handwerker, Richter, Soldaten, Bauern und der König von Anfang an Italienisch gesprochen hätten, wäre es zu einer Veränderung der Sprache gekommen wie im Englischen und Französischen, die sich derart weiterentwickelt haben, dass ein Franzose oder Engländer, der heute einen Autor aus der Zeit Dantes liest, ziemlich wenig versteht, so als handle es sich um eine andere Sprache. Liest man dagegen: 'Nel mezzo del cammin di nostra vita /mi ritrovai per una selva oscura' [dt.: 'Wohl in der Mitte unsres Lebensweges / geriet ich tief in einen dunklen Wald'], wird jeder, der einigermaßen Italienisch beherrscht, nahezu alles verstehen (höchstens das Wort 'selva' [dt.: 'Wald'] könnte dem ein oder anderen Schwierigkeiten bereiten). Mag sein, dass es kein gutes Zeichen ist, wenn immer noch das Italienisch des 14. Jahrhunderts gesprochen wird, aber zum Trost gibt es Benigni, der für uns Dante lesen kann, weil Dante sprachlich aktuell ist. Außerdem gelingt es ihm, durch Klang, Betonung sowie durch Gefühl (und nicht zuletzt durch die Bemerkungen, die er seinem Vortrag voranschickt) auch ungebräuchliche Ausdrücke oder allzu gewagte syntaktische Konstruktionen verständlich zu machen, so dass man zumindest die Gesamtbedeutung einer Terzine erfasst. Wobei ich glaube, dass nicht einmal Laurence Olivier in der Lage wäre, seinen Landsleuten Chaucer nahezubringen (der immerhin ein dreiviertel Jahrhundert moderner ist als Dante). Ein zweiter Faktor für den Erfolg von Benignis Dante: Er trägt ihn vor, und zwar mit toskanischem Akzent. Das heißt, er tut genau das, was Dantes Zeitgenossen taten, wobei das wiederum ganz in Dantes Sinne war, solange sie es auf die richtige Art und Weise taten. Nehmen wir einmal die vierzehnte Novelle aus Sacchettis Trecentonovelle, wo erzählt wird, dass Dante, als er wegen einer privaten Angelegenheit in der Nähe der Porta San Pietro unterwegs war, einen Schmied sah - oder schlimmer noch - hörte, der Eisen auf dem Amboss hämmerte, sein Gedicht [sang], wie man einen Gassenhauer singt, wobei er seine Verse untereinandermengte, verstümmelte und mit Zusätzen versah, was Dante als eine sehr schwere Beleidigung empfand. Ohne ein Wort zu sagen, näherte er sich der Werkstatt des Schmiedes, wo sich viele Eisenwerkzeuge befanden, mit deren Hilfe er sein Handwerk ausübte, ergriff den Hammer und warf ihn auf die Straße, dann packte er die Zange und warf sie ihm nach, dann die Waage, und so warf er viele Eisengeräte auf die Straße. Der Schmied kehrte sich mit wilder Gebärde gegen ihn und rief: >Was zum Teufel tut Ihr, seid Ihr verrückt?!Und du, was machst du?Ich treibe mein Handwerkund Ihr verderbt mir meine Werkzeuge, indem Ihr sie auf die Straße werft.Wenn du nicht willst, daß ich deine Sachen verderbe, so verdirb auch nicht die meinen.Oh, was verderbe ich Euch denn?Du singst mein Buchhältst dich aber nicht an meine Worte, das ist mein Handwerk, und du verdirbst mir's.< Der Schmied, noch ganz aufgeregt, wusste nichts zu antworten, sammelte seine Werkzeuge auf und kehrte wieder zu seiner Arbeit zurück. Und wenn er singen wollte, sang er von Tristan und Lancelot und ließ den Dante in Ruhe. Kommen wir zur fünfzehnten Novelle, die praktisch dieselbe Geschichte ist. Dante begegnet einem Eseltreiber, d