Die Tränen des Lichts von Deborah Chester

Die Tränen des Lichts
Roman
ISBN/EAN: 9783442470259
Sprache: Deutsch
Umfang: 391 S.
Einband: kartoniertes Buch
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Eine Liebe, mächtiger als die Dunkelheit - und ein Gegner, kälter als die Nacht Lady Lea ist die wunderschöne Schwester von König Caelan, dem Lichtbringer. Ihr reines Herz und ihre magischen Kräfte lassen sie in die Herzen der Menschen sehen. Und wenn sie dadurch zu Tränen gerührt ist, werden aus ihren Tränen Perlen. Shadrael hingegen ist ein Krieger des Schattenreichs, der seine Seele einst dem Bösen geopfert hat. Sein Bruder stiftet ihn nun an, das dunkle Reich zu befreien und Lea zu entführen. Doch als Lea Shadrael sieht, weiß sie sofort: Das Schicksal hat sie zusammengeführt und wird sie für immer aneinander binden . Epische Fantasy, wie sie romantischer nicht sein kann!
In der heißen, staubigen Provinz Ulinia gab es nur eine Straße und einen Passweg über das steile, gefahrvolle Jawnuthgebirge. Direkt unterhalb des Passes befand sich der geschäftige Straßenmarkt des aufstrebenden Städtchens Kanidalon, mit Teppichhändlern, Herbergen, Zollämtern, Wagenmachern, Werkzeughändlern und Scharen von Reisenden - in der Mehrzahl Pilger und Kaufleute. Alles wurde feilgeboten in Kanidalon; alles Erdenkliche war zu bekommen, wenn man den entsprechenden Preis zahlen konnte. Aber auch der Diebstahl florierte, weshalb die Neunte Legion hier stationiert war, um für Ordnung zu sorgen und sowohl die Passstraße als auch das kaiserliche Handelskontor zu schützen. Weniger als eine Wegstunde von Kanidalon entfernt, ein gutes Stück abseits des ausgetretenen Pfades, befand sich ein verschlafenes, namenloses Dorf, das viele heimatlose Mörder und andere Gesetzesflüchtige beherbergte. Aus Diebessicht hatte der Ort eine hervorragende Lage: ganz in der Nähe von Kanidalon, wo man gestohlene Waren auf dem Schwarzmarkt verkaufen konnte, und in der Nähe der Passstraße, um Reisende auszurauben, wenn die Soldaten nicht auf Patrouille waren. Durch seine versteckte Lage im Vorgebirge, nur über einen gewundenen Waldweg zu erreichen, war das Dorf schwer zu finden, ein Ort, den kein vernünftiger Mensch aufsuchte, wenn ihm sein Leben und sein Geldbeutel lieb waren. Doch an einem heißen Spätsommertag ritt Wordekai, selbst ernannter Kriegsherr von Ulinia, mit fünfundzwanzig seiner besten Krieger in dieses Räubernest ein. Der untersetzte, bärtige Lord Wordekai mit Harnisch und Morgenstern war weder ein kluger Mann noch würde ein kluger Dieb es wagen, ihn anzugreifen. Mit klirrender Rüstung, knarrendem Sattelleder und klingelnden Sporen ritt er durch das Dorf, als gehöre es ihm, was durchaus möglich war. Mit dem stechenden Blick seiner kleinen, dunklen Augen taxierte er die zusammengewürfelte Schar gleichmütiger Dorfbewohner, die vor die Türen getreten waren, um seinen Einzug zu beobachten. Falls er bemerkte, dass nicht alle harmlose Bauern waren, falls er den Späher bemerkte, der am Hang hinter dem Dorf zwischen den Bäumen Ausschau hielt, oder den aufgescheuchten Wachtelschwarm über dem Gebüsch, so ließ sich Lord Wordekai nichts anmerken. Durch Geburtsrecht und brutale Gewalt regierte er diese Provinz mit eiserner Faust. Seine Barone gehorchten ihm; seine Bauern fürchteten ihn. Und die Anwesenheit von kaiserlichen Truppen in seiner größten Stadt machte ihn rasend vor Zorn. Aber heute ging es ihm nicht um Reichsgeschäfte. Am Dorfbrunnen brachte er sein Pferd zum Stehen und brüllte nach dem Dorfvorsteher. Ein hagerer Bursche mit spärlichem Bart und nervösem Blick trat zögernd vor. Zur Begrüßung führte er den Zipfel seines Kopftuchs an Lippen und Stirn und verneigte sich tief. "Mein allergnädigster Herr", murmelte er. In der Zwischenzeit hatte Wordekais Lakai einen Eimer voll Wasser hochgezogen und füllte das Trinkhorn des Kriegsherrn. Wordekai tat einen tiefen Zug und schüttete das restliche Wasser in den Staub. "Wie viele Gasthöfe und Weinhäuser hat dieses Dorf?", fragte er. Der Dorfvorsteher zögerte, als hätte er Angst, eine falsche Antwort zu geben. "D-drei, mein allergnädigster Herr." "Bring ihre Besitzer zu mir." Am anderen Ende des Dorfes stürmte ein rattengesichtiger Mann durch die Schar der Müßiggänger, die sich auf dem Hof des Wirtshauses versammelt hatte, und schlüpfte in den schummerigen Schankraum des "Jungfernschenkels". Beim einzigen Fenster waren ein paar Männer mit Armeetätowierungen auf Wangen und Armen und forderten einander zur Drakshera heraus, indem sie darum wetteiferten, wer von ihnen einen Dolch auf der Zunge balancieren konnte, ohne sie zu spalten. Unter dröhnendem Gelächter, derben Flüchen und johlenden Anfeuerungsrufen wetteten sie um Münzen und Knochenstücke, Kleinode und Schnürsenkel, und wenn ein Proband sich die Zunge zerschnitt und blutspuckend davontaumelte, schwoll das Gegröle an, bis die Wä