Anne Brieger empfiehlt "Ein wenig Leben" von Hanya Yanagihara
Seit dem College kennen sich die Freunde: William der begnadete Schauspieler, Jean Baptist der sensible Künstler, Malcom der talentierte Architekt, und der charismatische Anwalt Jude St. Francis. Alle Vier haben sich bald erfolgreich in New York etabliert.
Das eigentliche Zentrum der Freunde ist Jude aus dessen Sicht die Geschcihte geschildert ist. Er erzählt von ihren gemeinsamen Erlebnissen und den persönlichen Entwicklungen aber auch von seinen körperlichen und seelischen Gebrechen. Er weiß, dass er sich auf ihre Solidarität und unvoreingenommene Unterstützung verlassen kann. Keiner von Ihnen kennt die Wahrheit über seine traumatische Jugend und doch spüren sie alle seine Verletzlichkeit und respektieren dies. Doch je älter er wird, desto größer werden seine körperlichen Beschwerden, das Versagen seiner Beinmuskeln, sein größer werdender Drang zum Ritzen und seine Depressionen. In Rückblenden nähert er sich seiner Kindheit und es stellen sich Fragen, wie viel er seinen Freunden zutrauen, zumuten kann? Wie wichtig die Vergangenheit und die Aufarbeitung für die eigene Person und für Freundschaft ist? Yanagihara vermag es einerseits die Idylle eines immerwährenden unvoreingenommen Freundschaftskreises zu schildern und gleichzeitig unerbittlich die körperlichen Qualen und seelischen Lasten und Zweifel von Jude zu schildern. Trotz emotionaler Achterbahn eine faszinierende Lektüre, die einen zum Weiterlesen antreibt und lange nicht mehr los lässt.