Die Brautprinzessin von William Goldman

Die Brautprinzessin
S. Morgensterns klassische Erzählung von wahrer Liebe und edlen Abenteuern, Die Ausgabe der 'spannenden Teile'
ISBN/EAN: 9783608938715
Sprache: Deutsch
Umfang: 426 S.
Einband: gebundenes Buch
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'Die Brautprinzessin' erzählt die Geschichte der wunderschönen Butterblume und des Stalljungen Westley, der unsterblich in sie verliebt ist. Die Erzählung von der Bedrohung ihrer Liebe durch Prinz Humperdinck, seine Ritter und Spione ist aber nur eine Geschichte in einem atemberaubenden Spiel von Kürzungen und raunenden Kommentaren. 'Die Brautprinzessin' ist ein raffiniertes Abenteuer und eine atemlose, clevere Romanze. Traurig und hinterlistig, verspielt, blutig und zeitlos. Wahnsinnig. Und wunderschön. 'Ich bin dein Prinz und du musst mich heiraten', sagte Humperdinck. 'Ich bin Eure Dienerin und lehne ab', flüsterte Butterblume. 'Ich bin der Prinz, und du kannst nicht ablehnen.' 'Ich bin Eure sehr ergebene Dienerin, und ich habe eben abgelehnt.' 'Weigerung bedeutet Tod.' 'Dann tötet mich.' Bis Herbst 2008 wurde das Buch seit dem ersten Erscheinen bereits 100.000 mal verkauft.
William Goldman (1931-2018) lebte in New York und schrieb ein Dutzend Romane, darunter die Vorlage zu 'Der Marathon-Mann' und mehrere Kinderbücher. Aus seiner Feder stammen die Drehbücher zu 'Misery', 'Chaplin' und 'Dreamcatcher'. Für 'Butch Cassidy und Sundance Kid' und 'Die Unbestechlichen' wurde er mit einem Oscar ausgezeichnet. Er gilt als einer der berühmtesten Drehbuchautoren seiner Generation. Wolfgang Krege (1939-2005) wurde in Berlin geboren, wuchs dort auf und studierte später an der Freien Universität Philosophie. Er war Lexikonredakteur, Werbetexter und Verlagslektor. Ab 1970 war er auch als Übersetzer tätig (Anthony Burgess, Annie Proulx, Amélie Nothomb und viele andere). Große Bekanntheit erlangte er vor allem durch seine Übersetzungen der Texte von J.R.R. Tolkien ('Das Silmarillion ', 'Der Hobbit'), besonders durch die Neuübersetzung des 'Herrn der Ringe'.
[.] Jedenfalls, als er mit dem Buch kam, sagte ich: 'Äh, was? Hab nicht verstanden.' Ich war ganz schlapp und müde. 'Erstes Kapitel. Die Braut.' Er hielt das Buch hoch. 'Ich lese es dir vor. Zur Aufheiterung.' Er rieb mir das Buch fast unter die Nase. 'Von S. Morgenstern. Großer florinesischer Schriftsteller. Die Brautprinzessin. Er ist auch nach Amerika gekommen. S. Morgenstern. Ist jetzt gestorben, in New York. Das Englische ist von ihm. Er konnte acht Sprachen.' Hier legte er das Buch hin und streckte alle Finger aus. 'Acht. Einmal, in Florin, war ich in seinem Café.' Nun schüttelte er den Kopf; so machte er es immer, mein Vater, wenn er etwas falsch gesagt hatte, er schüttelte dann den Kopf. 'Nicht in seinem Café. Er war drin, ich auch, zur gleichen Zeit. Ich sah ihn. S. Morgenstern. So einen Kopf, so groß', und er zeigte mit seinen Händen, was für ein dicker Ballon es war. 'Großer Mann in Florin, nicht so sehr in Amerika.' 'Kommt auch Sport drin vor?' 'Fechten. Ringkämpfe. Folter. Gift. Wahre Liebe. Hass. Rache. Riesen. Jäger. Böse Menschen. Gute Menschen. Bildschöne Damen. Schlangen. Spinnen. Wilde Tiere jeder Art und in mannigfaltigster Beschreibung. Schmerzen. Tod. Tapfere Männer. Feige Männer. Bärenstarke Männer. Verfolgungsjagden. Entkommen. Lügen. Wahrheiten. Leidenschaften. Wunder.' 'Klingt gut', sagte ich und machte ein bisschen die Augen zu. 'Ich will sehen, dass ich wach bleibe. aber ich bin furchtbar schläfrig, Papa.' Wer kann es wissen, wenn seine Welt sich ändern soll? Wer kann es sagen, bevor es geschehen ist, dass alles, was er zuvor erlebt hat, all die Jahre, nur eine Vorbereitung war auf. nichts. Stellen Sie sich nun dies vor: Ein alter Mann, fast ein Analphabet, im Kampf mit einer feindlichen Sprache, ein kleiner Junge, fast ganz erschöpft, im Kampf mit dem Schlaf. Und zwischen ihnen nichts als die Worte eines anderen Ausländers, mühsam aus heimischen in fremde Laute übersetzt. Wer hätte ahnen können, dass am nächsten Morgen ein anderes Kind aufwachte? Was mich angeht, so erinnere ich mich nur noch, wie ich gegen die Müdigkeit ankämpfte. Eine Woche später war mir immer noch nicht klar, was an jenem Abend begonnen hatte, welche Türen hinter mir zugefallen und welche aufgegangen waren. Vielleicht müsste ich es wenigstens schon ein bisschen gewusst haben, vielleicht auch nicht; wer kann schon die Offenbarung aus dem Wind lesen? Es geschah einfach dies: Ich wurde süchtig nach der Geschichte. Zum ersten Mal in meinem Leben interessierte ich mich wirklich für ein Buch. Ich, der Sportfan, der einzige Zehnjährige in ganz Illinois, der einen Hass auf das Alphabet hatte, ich wollte wissen, wie es weiterging. Was wurde aus der schönen Butterblume und aus dem armen Westley und aus Inigo, dem größten Fechter der Weltgeschichte? Und wie stark war Fezzik wirklich, und wie weit ging die Grausamkeit Vizzinis, des teuflischen Sizilianers? Jeden Abend las mein Vater mir vor, Kapitel für Kapitel, immer heftig bemüht, die Wörter richtig auszusprechen, den Sinn festzunageln. Und ich lag da, die Augen halb geschlossen, und mein Körper begann langsam wieder Kräfte zu sammeln. Es dauerte, wie schon gesagt, wohl einen Monat, und in dieser Zeit las er mir die Brautprinzessin zweimal vor. Auch als ich schon selber lesen konnte, blieb dieses Buch immer das seine. Ich hätte nie daran gedacht, es aufzuschlagen. Ich wollte es mit seiner Stimme und seiner Aussprache. Später, Jahre später noch sagte ich manchmal, 'Wie wär's mit dem Duell auf den Klippen, Inigo und der Schwarze', und mein Vater brummte und brubbelte etwas und holte das Buch, leckte sich den Daumen und blätterte, bis der große Kampf begann. Ich liebte das. Auch heute noch, wenn ich an meinen Vater denke, stelle ich ihn mir so vor. Vorgebeugt und blinzelnd und über einzelne Wörter stolpernd, gab er mir Morgensterns Meisterwerk, so gut er konnte. Die Brautprinzessin gehörte meinem Vater. Alles andere gehörte mir. Keine Abenteuergeschichte war vor mir sicher. 'Ach, Stevenson ', sagte ich einmal zu Miss Roginski, als ich wieder gesund war, 'immer sagen Sie Stevenson, den bin ich durch, wer kommt jetzt?', und sie sagte, 'na dann versuch's mal mit Scott, ob der dir gefällt', und also nahm ich den alten Sir Walter vor, und er gefi el immerhin so gut, dass ich im Dezember ein halbes Dutzend Bücher von ihm durchschmökerte (größtenteils in den Weihnachtsferien, als es nichts gab, weshalb ich die Lektüre hätte unterbrechen müssen, nur ab und zu ein bisschen zu essen). 'Und wer jetzt?' 'Vielleicht Cooper', sagte sie dann, und ich machte mich über den Wildtöter her und über die ganzen Lederstrumpf-Sachen, und dann, eines Tages, stieß ich, der eignen Nase folgend, auf Dumas und d'Artagnan, und diese Burschen brachten mich über den größten Teil des Februars. 'Du bist ja unter meinen Augen eine Leseratte geworden', sagte Miss Roginski. 'Ist dir klar, dass du jetzt mehr Zeit mit Lesen verbringst als früher mit Spielen? Weißt du, dass deine Noten im Rechnen immer schlechter werden?' Ich machte mir nichts daraus, wenn sie mir zusetzte. Wir waren allein im Schulzimmer, und ich wollte von ihr, dass sie mir wieder jemand Gutes zum Verschlingen nannte. Sie schüttelte den Kopf. 'Jetzt blühst du aber wirklich auf, Billy, unter meinen Augen. Ich weiß bloß nicht, was daraus wird.' Ich weiß, ich erwarte nicht, dass dies jemandes Leben so ändert, wie es mein Leben geändert hat. Aber die Worte im Titel, 'wahre Liebe und edle Abenteuer' - daran habe ich einmal geglaubt. Ich dachte, mein Leben würde in jenen Bahnen verlaufen, ich betete darum. Natürlich kam es nicht so, aber ich glaube auch nicht, dass es irgendwo noch das edle Abenteuer gibt. Niemand holt heutzutage ein Schwert hervor und schreit: 'Tag, mein Name ist Inigo Montoya. Du hast meinen Vater getötet, mach dich gefasst zu sterben!' Und die wahre Liebe können wir auch vergessen. Ich weiß nicht, ob ich noch irgendetwas richtig liebe außer dem Porterhouse-Steak bei Peter Lueger und der Käse-Enchilada im El Parador. (Entschuldigung, Helen.) Hier jedenfalls ist die Ausgabe der 'spannenden Teile'. S. Morgenstern hat sie geschrieben, und mein Vater hat sie mir vorgelesen. Und nun überreiche ich sie Ihnen. Was Sie damit anfangen, wird für uns alle von mehr als flüchtigem Interesse sein. New York City Dezember 1972 In dem Jahr, als Butterblume geboren wurde, war die schönste Frau der Welt ein französisches Küchenmädchen namens Annette. Annette arbeitete in Paris für den Herzog und die Herzogin von Guiche, und es entging der Aufmerksamkeit des Herzogs nicht, dass jemand Außergewöhnliches ihnen die Zinnteller putzte. Die Aufmerksamkeit des Herzogs wiederum entging nicht der Aufmerksamkeit der Herzogin, die weder sehr schön noch sehr reich, aber enorm gescheit war. Die Herzogin machte sich daran, Annette zu studieren, und schnell fand sie die tragische Schwäche ihrer Gegnerin heraus. Schokolade. So gerüstet, ging die Herzogin ans Werk. Das Palais de Guiche verwandelte sich in ein Süßwarenparadies. Wohin man auch sah, gab es Bonbons. In den Salons lagen haufenweise Pralinen, in den Vorzimmern standen Körbe mit schokoladeüberzogenem Nougat. Annette hatte überhaupt keine Chance. Binnen einer Saison schwoll ihre zarte Figur gewaltig an, und der Herzog konnte nie mehr in ihre Richtung blicken, ohne dass eine traurige Verwirrung ihm die Augen umwölkte. (Annette, so wäre anzumerken, wurde nur umso vergnügter, je mehr sie sich ausdehnte. Sie heiratete schließlich den Chefkonditor, und beide aßen sie noch viele gute Dinge, bis das Alter sie abberief. Nicht so vergnüglich, wie ebenfalls anzumerken wäre, erging es der Herzogin. Aus unerforschlichen Gründen entbrannte der Herzog nunmehr für seine Schwiegermutter, womit er der Herzogin Magengeschwüre bereitete, nur dass man damals noch keine Magengeschwüre hatte. Genauer gesagt, Magengeschwüre existierten, und die Leute hatten welche, aber sie hießen nicht...
In neuer Ausstattung - zum 40. Geburtstag der Hobbit Presse im Jahr 2009